Apimondia 2023 in Chile
Ingrid Schmaranzer und Michael Rubinigg hatten die Gelegenheit, bei der Apimondia 2023 in Chile einen Vortrag zum Thema “Strategien für eine erfolgreiche Umsetzung von Honigbienen-Zuchtprogrammen. Ein Rückblick auf 30 Jahre Praxiserfahrung” zu halten.
Hier ist eine Zusammenfassung des Vortrages:
Professionell geführte Zuchtprogramme sollen die Produktivität von Honigbienenvölkern verbessern, können aber auch auch dazu beitragen, Honigbienenpopulationen an sich verändernde Umweltbedingungen anzupassen, die Anfälligkeit für Krankheiten zu verringern, widerstandsfähige und leicht zu betreuende Bestände zu schaffen und spielen eine entscheidende Rolle bei der Erhaltung der Populationen von Apis mellifera weltweit. Das mit dem Geburtshahrgang 1994 gestartete österreichische Honigbienenzuchtprogramm ist das weltweit am längsten kontinuierlich durchgeführte Programm, bei dem die Selektion auf geschätzten Zuchtwerten basiert. Derzeit werden zwei Populationen gezüchtet, Carnica und Mellifera.
Eine Auswertung des Carnica-Zuchtprogramms zeigt, dass ein geringer, aber statistisch signifikanter genetischer Trend für alle in der Population kontinuierlich geprüften Leistungsmerkmale erzielt werden konnte (z.B. eine durchschnittliche Steigerung von 1,3 % pro Jahr für den geschätzten Gesamtzuchtwert). Der durchschnittliche Inzuchtkoeffizient ist niedrig (durchschnittlich 0,026), was auf eine nur mäßigen Rückgang der genetischen Vielfalt hinweist. Der eigentliche Wert dieser Bewertung liegt jedoch in dem Vergleich zwischen den theoretischen Anforderungen und der praktischen Durchführbarkeit der Maßnahmen, die erforderlich sind, um einen signifilanten Zuchtfortschritt für ein bestimmtes Merkmal zu erzielen: a) die Notwendigkeit, von Imkern durchgeführte Feldprüfungen durchzuführen, und der begrenzte wirtschaftliche Wert von Zuchttieren, was den Einsatz bestimmter Methoden der Leistungsprüfung einschränkt; b) niedrige Testraten, was zu einer geringen Selektionsintensität führt und darauf hindeutet, dass ein signifikanter Zuchtfortschritt, insbesondere bei Merkmalen mit geringer Heritabilität, wahrscheinlich nicht erfolgreich sein wird.
Chancen, aber auch organisatorische, wirtschaftliche und technische Herausforderungen bei der praktischen Umsetzung solcher Programme (Strukturierung von Leistungsprüfungen, Prüfquoten, Datenqualität, Herdbuchmanagement, Anpaarungskontrolle) werden diskutiert. Die Kosten, die bei der Umsetzung solcher Programme entstehen, werden dem möglichen wirtschaftlichen Nutzen gegenübergestellt. Aufbauend auf dieser praktischen Erfahrung von mehr als 30 Jahren werden Strategien für eine erfolgreiche Umsetzung von Honigbienen-Zuchtprogrammen vorgeschlagen.